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Der größte Meteorit Deutschlands wird zum ersten Mal der Öffentlichkeit auf der Munich Show präsentiert

Der ISSIGAU-Meteorit 

15. September 2024

Auf der Munich Show 2024 wird in der diesjährigen Sonderschau eine echte Sensation präsentiert: Der größte und schwerste jemals in Deutschland gefundene Meteorit. Noch nie wurde dieser Meteorit gezeigt. Wir haben dazu Dieter Heinlein, einen bedeutenden Meteoritenexperten, der für das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum fast alle gefundenen Meteorite der letzten Jahrzehnte und auch den Issigau-Meteoriten erforscht hat, befragt. Er wird auch auf der Munich Show allen interessierten Besuchern ihre Fragen beantworten.

Herr Heinlein, weshalb heißt der größte und schwerste Meteorit ISSIGAU?
„Der Meteorit wurde nach seinem Fundort benannt: Er wurde im Ort Reitzenstein gefunden, einem Ortsteil der Gemeinde Issigau - ein kleines Dorf mit knapp 1000 Einwohnern am Rande des Frankenwalds in Oberfranken. Dort wurde der neue Eisen-Meteorit bei Grabungsarbeiten im April 2020 entdeckt. Der Fundort liegt noch in Bayern, knapp an der Grenze zu Thüringen. Es ist also mal wieder ein bayerischer Meteoritenfund!“
Wurden noch mehr Bruchstücke gefunden?
„Leider nein, das Streufeld um Reitzenstein wurde mit Metalldetektoren großräumig und professionell abgesucht: leider ohne weiteren Funderfolg.“
Es gibt unterschiedliche Meteoritenarten. Ist der ISSIGAU ein Stein- oder ein Eisen-Meteorit?
„Es handelt sich eindeutig um einen Eisen-Meteoriten. Bisher ist der ISSIGAU noch ungeschnitten.
An einer Stelle wurde aber etwas Material durch eine Bohrung entnommen, um das Fundstück als gesicherten Nickel-Eisen-Meteoriten zu bestätigen und zu klassifizieren. Die Analyse und Klassifizierung wurden dann an der Universität Brüssel durchgeführt. Das spannende Ergebnis: Es handelt sich um einen Metall-Meteoriten vom Typ IIIAB mit 8,89 % Nickel.“

Was ist das Besondere am Issigau?
„Mit 136,4 Kilogramm ist der ISSIGAU der schwerste und größte Meteorit Deutschlands, der je gefunden wurde und von dem Material vorhanden bzw. erhalten ist. Aufgrund der starken Verwitterung der Oberfläche kann man darauf schließen, dass der Meteorit bereits vor vielen tausend Jahren gefallen ist. Derzeit wird das mit Isotopenmessungen genau bestimmt, aber die Messungen sind sehr aufwändig und langwierig.“

Wer hat den Issigau gefunden und wie kam er schließlich zu Ihnen?
„Der Finder hat mich kontaktiert, um seine Vermutung - dass es sich um einen seltenen Meteoriten handelt - bestätigen zu lassen und den Fund genau zu untersuchen und zu klassifizieren. Der Finder ist somit auch der rechtmäßige Eigentümer des Meteoriten – das ist in Deutschland so geregelt.“

Solche Meteoritenfunde sind sehr selten.
„Absolut, nur etwas mehr als tausend Meteorite hat man bisher weltweit beobachtet – sehr viele davon in der Antarktis, weil sie sich dort besonders lange halten und nicht so schnell verwittern wie in unseren Breiten. In Deutschland wurden bisher lediglich 56 gesicherte Meteorite entdeckt.“

Der ISSIGAU wird nun vom 24. bis 27. Oktober zum ersten Mal der Öffentlichkeit auf der Munich Show 2024 präsentiert.
„Die Munich Show ist ganz klar das beste Portal zur Präsentation neuer Meteorite. Wir haben hier schon den Neuschwanstein-, Stubenberg-, Machtenstein-, Renchen-, Blaubeuren- und Elmshorn-Meteoriten gezeigt. Der 60 x 35 x 21 Zentimeter große Brocken ist das Zentrum der diesjährigen Sonderschau „The Impossible Crystal“ in Halle A6. Er darf sogar umarmt werden.“
Weshalb ist das erlaubt?
„Man unterscheidet ja Steinmeteorite, Eisenmeteorite und Stein-Eisen-Meteorite. Frisch gefallene Steinmeteorite sollten nicht berührt werden, um ihre matte Schmelzkruste und ihr Inneres nicht zu verändern, weil diese uns viele Informationen über den Ursprung des Meteoriten geben. Aber Eisenmeteoriten (vor allem vor langer Zeit gefallene) kann man getrost anfassen – ihre Kruste wird durch das Berühren nicht beeinträchtigt, daher darf jede und jeder den ISSIGAU auf der Munich Show einmal umarmen. Für uns gilt das Motto: Touch the Universe!
Wie fühlt sich so ein Meteorit an?
„Das muss jede und jeder selbst auf der Munich Show erfahren. Nur so viel: Es ist ein einzigartiges Erlebnis.“
Wie alt ist der ISSIGAU und woher kommt er?
„Er stammt aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Er ist etwa 4,6 Milliarden Jahre alt, also älter als die Erde. Wahrscheinlich wurde der Meteoroid bei einem Zusammenstoß von Asteroiden abgeschlagen und ist dann viele Millionen Jahre um die Sonne gezogen, bis er die Erdatmosphäre mit einer Geschwindigkeit von etwa 70.000 km/h traf. Da wog er wohl noch einige hundert Kilogramm, dann ist er als so genannter Meteorit zur Erde gestürzt.“

Der ISSIGAU birgt noch viele Geheimnisse…
„Genau, der Metallmeteorit wurde bisher noch nicht offiziell von der Meteoritical Society bestätigt. Dazu müssten wir den Meteoriten erst anschneiden und Material davon in einer zertifizierten Forschungseinrichtung hinterlegen. Vorerst soll der Meteorit aber noch ungeschnitten bleiben.“
Nicht alle Meteoriten werden gefunden. Warum sollte sich jeder auf die Suche machen?
„Meteorite sind nicht nur für die Wissenschaft echte Schätze, sondern auch für die Finderinnen und Finder: Wer einen gefallenen Meteoriten entdeckt und aufhebt, dem gehört er auch. Der Wissenschaft liefern Meteorite wichtige Informationen über die Entstehung des Sonnensystems und der Erde.“

Extra-Information:
Weitere „Schwergewichte“ deutscher Meteoriten:
Der zweitschwerste Meteorit ist der 86,5 kg schwere Steinbach-Rittersgrün, Sachsen, Fund 1833. Ein Eisenmeteorit vom Typ IVA-anomal, ein sog. „Siderophyr“, der zu gleichen Teilen aus Metallen und Silikaten besteht.
Knapp dahinter folgt mit 80,0 kg der Unter-Mässing, ein reiner Eisen-Nickel-Meteorit vom Typ IIC, ein plessitischer Okaedrit, der 1920 bei Greding entdeckt wurde. Der Meteorit liegt im Museum der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg.
Vor 1805 wurde bei Bitburg ein Metall-Meteorit von angeblich 1,5 Tonnen gefunden. Aber fast alles Material wurde eingeschmolzen und verhüttet. Nennenswertes Originalmaterial ist heute nicht mehr vorhanden.
Mit 30,7 kg ist Blaubeuren Deutschlands schwerster Steinmeteorit, ein H4-5 Chondrit, der bereits 1989 gefunden, aber erst 2020 als echter Meteorit bestätigt worden ist.

Weitere Informationen und Vermittlung von Interviews mit Dieter Heinlein unter dem Kontakt:
 
Dieter Heinlein
Bavarian Meteorite Lab
Lilienstraße 3
86156 Augsburg
Tel. 0821-443313
M: 0176-47691073