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Fossilien-Sonderschau in Halle A4

Dinosaurier Europas: Giganten, Zwerge und vergessene Inselwelten

4. August 2025

Wer glaubt, dass die spektakulärsten Dinosaurierfunde nur aus Amerika oder Asien stammen, kann sich in unserer diesjährigen Sonderschau vom Gegenteil überzeugen lassen. Europa war zur Zeit der Dinosaurier ein faszinierender Lebensraum, geprägt von Inseln, Archipelen und ungewöhnlichen ökologischen Bedingungen, die viele Spuren hinterlassen haben.

In einer spannenden Zeitreise von der Trias über das Jura bis in die Kreidezeit zeigen wir, wie Europa in der Urzeit aussah. Statt eines zusammenhängenden Kontinents bestand es aus einer Vielzahl von Inseln. Diese besondere geografische Situation führte zu bemerkenswerten biologischen Phänomenen: Inselverzwergung und Inselgigantismus. Beides lässt sich eindrucksvoll an europäischen Dinosauriern nachvollziehen.

Ein Highlight der Ausstellung ist der Europasaurus holgeri, ein Sauropode aus Deutschland, der aufgrund der isolierten Lebensweise auf einer Insel im heutigen Niedersachsen stark verkleinert war. Er war ein Pflanzenfresser von gerade einmal sechs Metern Länge. Solche Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie sich Lebensformen an begrenzte Ressourcen anpassten.

Doch nicht alle Dinosaurier Europas waren klein: Besonders eindrucksvoll ist der Fund des gepanzerten Dinosauriers Miragaia longicollum aus Portugal, ein Vertreter der Stegosaurier, dem ikonischen gepanzerten Pflanzenfresser mit charakteristischen Rückenschildern und Schwanzstacheln. Mit seiner außergewöhnlich langen Halswirbelsäule unterscheidet er sich deutlich von seinen amerikanischen Verwandten. Die Art stammt aus der Oberjura-Zeit, als Teile des heutigen Westeuropas noch in warmen Flachmeeren und üppigen Schwemmgebieten lagen, die perfekte Bedingungen für große Pflanzenfresser schufen.
 
Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist der Schädel des Torvosaurus, eines der größten bekannten Raubdinosaurier Europas. Ebenfalls in Portugal entdeckt, zeigt dieser spektakuläre Fund, dass Europa auch Heimat gefährlicher Theropoden war. Der Torvosaurus war ein beeindruckender Spitzenprädator mit kräftigen Kiefern, messerscharfen Zähnen und einer Länge von bis zu zehn Metern.

Einen faszinierenden Vergleich zum Torvosaurus wird der Skelettabguss eines kleinen Theropoden aus Frankreich sein. Bei diesem Tier handelt es sich um eine völlig neue, bislang noch unbeschriebene Art, die zuvor noch nie öffentlich zu sehen war. Damit wird die Sonderschau zur Bühne einer echten Europapremiere.

Ein weiterer bedeutender Vertreter europäischer Dinosaurier ist der Plateosaurus engelhardti, einer der ersten Prosauropoden und ein entfernter Vorläufer der späteren riesigen Langhalssaurier. Er lebte vor rund 212 Millionen Jahren in der Obertrias und bewegte sich nach neuesten Erkenntnissen zweibeinig fort. In Herden lebend, ernährte er sich ausschließlich von Pflanzen. Auffällig ist die große Kralle an der Hand, die vermutlich der Verteidigung diente.  Die Tiere erreichten Längen zwischen vier und zehn Metern und wogen etwa 600 Kilogramm bis vier Tonnen. Dank Bohrkernanalysen der Knochen lassen sich Altersbestimmungen durchführen: ähnlich den Jahresringen von Bäumen zeigen die Wachstumsringe ein maximales Lebensalter von rund 25 Jahren.

Unsere Sonderschau vereint neben lebensgroßen Skeletten des Europasaurus und des Stegosaurus auch faszinierende Original-Fossilien und anschauliche Grafiken, die zeigen, wie vielfältig und komplex das Leben der Dinosaurier in Europa wirklich war. Besucherinnen und Besucher erfahren, wie Geologie, Klima und Isolation das Leben in der Urzeit prägten.

Ermöglicht wird diese eindrucksvolle Sonderschau durch die großzügige Unterstützung von Alexander Benn, dem Sauriermuseum Aathal, dem Museum Auberlehaus Trossingen sowie dem Urzeitmuseum – Sammlung Kapustin.